Traditionen-Teil lI


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Traditionen  – Kulturgeschichte  anhand  persönlicher Beobachtungen-  Teil II  

Persönliche Beobachtungen fremder Kulturen und Sitten der Fremden, die nach dem Krieg von uns aufgenommen, oder vielerlei anderen Gründen sich in unserer Gemeinde, in der näheren Umgebung aufhalten.In meiner Jugend haben wir zuerst die damals für uns fremden  Amerikaner Kontakt bekommen. In unserem Jugendclub in einem Hinterhof eingerichtet, hörten wir zum ersten Mal Gospel, Jazz, und andere damals berühmte Interpreten, die schwarze, wilde Musik, wie es unsere Eltern bezeichneten. Uns Jugendlichen hat alles Fremde,Neue interessiert und fasziniert, was uns die älteren Jugendlichen zu erzählen wussten. Eine Zeit in der gerade das Telefon, das Fernsehen auch bei uns auftauchte. Wir hörten BBC – Radio, amerikanische Sender, wo wir uns in eine  neue Welt träumten. Jetzt wird uns eine Welt nicht nur aus Büchern und Erzählungen, sondern auch noch farbige Bilder, Filme präsentiert. Zum ersten Mal gibt es dramatische Bilder aus dem Iran, vom Schah von Persien und Soraya, von einer Welt, die uns den Blick auf den „Orient“ in Bildern näher bringt.

Im Gymnasium gibt es Gastschüler aus verschiedenen Ländern, die uns jungen Menschen mehr interessierten als die trockenen Unterrichtsfächer. Die französische Gastschüler interessierten uns Mädchen ganz besonders, wir schwärmten von Paris, die Stadt der Liebe und die verführerischen Chansons in Französischer Sprache. Die französische Grammatik war nicht so beliebt. Somit lernen wir aber auch etwas über die Kulturen, die Musik, die Lieblingsspeisen, die Kleidung, die Clubs, die Sitten, die wir nicht kannten. Um so mehr diskutierten wir darüber, das etwas angestaubte, miefig enge Weltbild der Kriegsgeneration, der Feind sitzt in der damaligen Sowjetunion, die Amerikaner sind die Helden, unser Held war natürlich Elvis und James Dean. Das Angebot im  Geschichtsunterricht entsprechend. Im Elternhaus werden bestimmte Themen ausgeklammert, es herrschte doch mehr oder weniger Aufbruchsstimmung. Erinnere mich aber auch, dass es damals sehr viel Diskussionen über die bei uns einquartierten Flüchtlinge gegeben hat und Neid und Missgunst oder Ablehnung gegeben hat. An unsere Schule sind viele Schüler, die Eltern geflüchtet oder umgesiedelt aus Kriegsgebieten. Für uns sind es Klassenkameraden, wo sie geboren wurden wissen wir kaum. Das Erwachsenwerden beschäftigt einen mehr, das viele Lernen, die Heimlichkeiten, das Verliebt sein, sich zu behaupten, die Clique zu der man gehören möchte, mit der man einiges unternimmt, wovon die Eltern nichts wissen.

Viele Jahre später tauchen die ersten ausländischen Gastarbeiter auf, die bei uns überall arbeiten müssen, zuerst die italienischen, dann die griechischen, und dann die türkischen Gastarbeiter. Wir haben plötzlich Pizza und Spaghetti gegessen, die Leute, die sich ein Auto leisten können fahren in den Urlaub nach Italien. In der Automobindustrie bringen es einige Italiener zu mehr Wohlstand.

Danach entdeckte man Griechenland, jetzt waren die Italiener „ out“ .In dieser Zeit arbeite ich in einer Außenstelle eines großen Konzerns mit einer Fabrikhalle. Die wenigen deutschen Arbeiter werden durch die griechischen Arbeiter ersetzt. Der griechische Clan war fest etabliert, viele der Arbeiter stammten aus demselben Dorf „Kalamata“ oder derselben Gegend. Probleme im Betrieb sind entstanden, als die türkischen Mitarbeiter ankamen, die als „ Kümmeltürken“ und auch andere  schlimmere Bezeichnungen aufkommen,   sie brachten eine gegensätzliche Kultur, gegensätzliche Sitten mit.Während des Ramadan verzogen sie sich in eine Ecke, um zu beten. Keiner hatte eine Ahnung davon und warum dies so passierte. Türkische Mitarbeiter wurden für die schwierigen, unteren Arbeiten eingeteilt, aber es gab auch einen türkischen gebildeten Vorarbeiter. Hätte man sicher der Geschichte der Griechen und Türken erinnert, hätte man wissen müssen, dass diese Art des Arbeitens zu Problemen führen wird. Es gab tätliche Angriffe, bis die Schichten geteilt wurden. Anfeindungen auch, wenn du als Betriebsrat versucht hast, für alle dieselbe Rechte einzufordern. Später hat man sich dann vieler mit entsprechenden Mitten gefördert, entledigt. Denn es kamen ja nicht nur Arbeiter, später Familien und Kinder, sondern Menschen, die mit Zwang oder aus Armut hier ihren Lebensunterhalt Verdienen wollten und ihre Familien und Verwandten in der Heimat unterstützen.

Da ich einen  persönlichen Bezug zu einigen Familien gefunden habe, beobachtete ich, wie schwierig es für die Kinder dieser Familien wurde, einerseits ihre Traditionen zu bewahren, ihre Identität zu behalten, dem Drang der Kinder sich frei entfalten zu können. Die Männer lernten schnell auch ohne Kurse, die Sprache, ältere Mitarbeiter Hatten teilweise Schwierigkeiten, die Frauen hingegen, nur zu Hause mit den Kindern Konnten sich ohne Mithilfe der Kinder kaum verständlich machen. Vergessen wird oft, dass die Deutschen damals kaum eine andere Fremdsprache beherrschten, oft nicht mal in der Führungsebene, von den Verhältnissen dieser Länder, ihren Regionen, die reichhaltige  Kultur für günstige Urlaubsreisen gerne wahrgenommen haben.

Einige der Familien wollten wieder in ihre Heimat zurück, da sie bei uns nicht zurechtkamen, dort aber waren sie auch nicht mehr beliebt.

Mit zunehmenden Alter kommt die Sehnsucht nach der Heimat auf.dalaman

    

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht von

afrikafrau

Afrika begeistert - viele Jahre in diversen Ländern, auf vorgelagerten Inseln unterwegs-

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