Abou, mein „ gardier“
In Afrika ist es üblich, einen „gardier“, also einen Hausverwalter zu haben. Er hat die Aufgabe das Haus , den Garten, alles zu beaufsichtigen, ggf. etwas zu regeln.Wenn ich nicht vor Ort bin, ist er Herr im Haus. Die Nachbarn kennen ihn. Er erhält dafür einen vereinbarten Lohn. Er bereitet das Haus vor, putzt mit seiner Frau und Helfern alles durch, da es viel Staub,Sand, Spinnen, Ameisen, Gekos, Moskitos, manchmal, kleine giftige Schlangen, Käfer, oder sonstiges Kleingetier einnistet. Unter dem Strohdach stört es weiter nicht,dort sind auch die Fledermäuse zuhause. Entsprechende Putzmittel, regelmäßige gründliche Reinigung, nur ab und zu wird Chemie notwendig. Bin ich angekündigt, fallen meistens Reparaturen an.Nach einer Übersicht und Besprechung, wird er das Material, bzw. den Handwerker organisieren, beaufsichtigen. Da der Einkauf aufwendig ist, fährt er zum großen Markt, besorgt dort einen Vorrat an Mineralwasser, alles was ich ihm aufgeschrieben habe, da ich meistens selbst frisch koche, wenn ich nicht zum Mittagstisch im Hotel, oder mir vom Straßenrestaurant im Viertel, einen Tellervom Mittagstisch bringen lasse, das frisch gekocht ist und sehr lecker schmeckt. Wenn Abou morgens ankommt, bekommt er sein Frühstück von mir, ehe er zu arbeiten beginnt. Er frühstückt gerne europäisch, beim Mittagessen gibt es Huhn, manchmal sitzt es gackernd in der Ecke, dann muss er es erstmal köpfen und rupfen, deshalb, bevorzuge ich frischen Fisch, Crevetten, Lamm oder Ziegenfleisch frisch vom Markt. Viel Gemüse und Obst, alles sehr schmackhaft. Einige Gerichte hat mir Abou beigebracht. Normalerweise ist so etwas Frauensache, aber Abou hat da seine eigenen Ansichten. Er hilft auch schon mal beim Großputz. Danach hat er Freizeit und kommt erst gegen Abend zurück, wenn er im Anbau übernachtet. Je nach Situation, zur Sicherheit, was für mich am Anfang sehr beruhigend wirkt.Später gewöhne ich mich an all die Geräusche der Nachbarschaft, fühle mich immer sicher. Als Abou beginnt, bei mir zu arbeiten, ist Mammadou und der kleine Ibou schon geboren, später kommt noch ein Mädchen und Malick dazu. Für Abou selbst wären 2 Konder genug, aber seine Frau Guinée möchte mehr Kinder. Sie ist ruhig, groß und schlank und kann Abou günstig beeinflussen. Wir kommen normalerweise sehr gut miteinander aus, nachdem wir unsere Eigenheiten kennen. Macht er seine Arbeit gut, gibt es natürlich auch für die Kinder, oder für ihn selbst „etwas“dazu. Ein Umgewöhnen für beide von uns. Vertraue ich ihm, kann ich ihn respektieren, ab und zu muss ich mich durchsetzen. Wir haben aber auch andere Zeiten miteinander, wo ich nicht mehr mit ihm spreche und schon nach Ersatz Ausschau halte.Streitsüchtig, frech, aufmüpfig, faul, arbeitete nicht, geht und kommt,wie es ihm beliebt, egal ob es etwas zu tun gibt oder nicht.So kenne ich ihn nicht, da er sonst sehr umgänglich ist.Ruhig, fleißig, kein großer Schwätzer, ehrlich. Das Familienoberhaupt Abou-Abou muss einschaltet werden, damit er wieder zur Vernunft kommt. Dann klappt es besser als vorher. Das ist auch gut so, kann inzwischen viele Angelegenheiten besser einschätzen und Dank Internet einiges von Europa aus erledigen.Aber wenn der Strom dort weg ist, gibt es auch keinen Internetzugang. Geduld, Verhandlungsgeschick, eine meiner Stärken, aber in Afrika ticken die Uhren anders. Als Frau, die alleine auftritt, insbesondere.Zu den vielen Kindern noch ein Wort, wie viele es bei Abou jetzt sind, weiß ich nicht. Kinder sind der Reichtum Afrikas. Es gibt keine Krankenversicherung, keine geregelte Arbeit, für viel gar keine, auch ohne Schulbildung schlagen sie sich durch, das Clandenken, viele andere Schwierigkeiten, kein Job, keine Rente. Es gibt keine Altenheime, der Clan, die Großamilie fängt alles auf.Keine soziale Absicherung, kein Kindergeld, oder andere Unterstützung von staatlicher Seite. Miete, Strom, Wasser, Schulausbildung, Krankheiten,Essen, Kleidung, teuer sind Hochzeiten, Geburten, Begräbnisse, da traditionellen Regeln sind allerdings auch der Kitt dieser Gesellschaften Leben von der Hand in den Mund. Die Imame in den Moscheen federn die Armut ab. Im Dorf hält die Nachbarschaft zusammen und vor allem sehr starke Frauen. In den Städten gibt es einige Reiche, aber sehr viel mehr Arme. Dieser Einblick lehrt einen bescheiden zu bleiben, sofern Mensch nicht blind ist, alltägliche Dinge, die für uns so selbstverständlich sind, neu zu schätzen, und dazulernen, schadet nie.