wir sind auch Flüchtlinge


Wir sind alle Flüchlinge

Kenneth, einer unserer neuen Mitschüler in unserer Klasse.
Er benam sich nicht immer, wie es gefordert wurde und er war
fremd. Meine Mutter kannte seine Mutter, sie war wohl Jüdin, die
in den Wirren des Krieges in den Nahen Osten geflohen war.
Damals im Libanon heiratete sie einen Engländer, der als Soldat
diente. Kenneth wurde geboren.
Nach dem Krieg kam sie in unseren Ort mit Kenneth alleine zurück,
da Verwandte hier lebten. Für mich schien er etwas exotisch und
wir wurden Freunde. Ein guter Geschichtenerzähler.I 
Eines Tages war er weg.
Viele Jahre später, begegnete ich ihm wieder, beeindruckte mich wieder
mit seinen großartigen Erzählungen. Er arbeite zeitenweise in Paris an den
Wochenenden. Das bedeutete die große weite Welt, die ich damals noch
nicht kannte. Postkarten aus Palmyra, er war sehr sprachbegabt und
verführerisch. Es endete damit, dass ich irgendwann misstrauisch wurde,
ihn überraschen wollte, als er nicht zuhause war. Seine Mutter warnte
mich vor ihm, er habe mich angelogen, er arbeite überhaupt nicht in Paris.
Sie habe ihn rausgeworfen. 
Wieder waren Jahre vergangen, Kenneth rief mich eines Tage an, bat mich
um Hilfe. Er brauche Geld, um vor der Polizei zu fliehen, irgendetwas mit
Drogen. Man habe ihn in Griechenland aufgegriffen und da er einen englischen
Paß besaß nach London ausgewiesen. Über die Jahre vergaß ich ihn.
Irgendwann schrieb er mir, er lebe jetzt in Schweden, habe geheiratet, seine
Frau sei Schwedin. Er lud mich mit meiner Tochter nach Schweden ein. 
Wir reisten umständlich mit der Bahn nach Stockholm, lernten seine Frau Jorid
kennen, ihr Sohn war erst ein paar Wochen alt. Für uns stand ein kleines
Gästezimmer bereit, wir unternahmen Ausflüge in die Umgebung und verbrachten
einige schöne, entspannte Tage. Er schien sich gefangen zu haben.
Er sprach davon, dass er sich mit seiner Mutter versöhnt hatte und sie vielleicht
zu Ihnen nach Schweden umsiedeln wollte. Sie war an Krebs erkrankt.
Unregelmäßig tauschten wir Briefe aus. Inzwischen war Kenneth geschieden,
er hatte wohl Jorid in London kennengelernt, die dort für die Fremden zuständig
war. Kenneth zog in den tiefen Norden in Schweden, hatte Kontakt zu seinem Sohn,
der wohl die Ferien bei ihm verbrachte. Kenneth war jetzt ein bekannter Photograph
mit Ausstellungen innerhalb Schwedens, versuchte wohl auch in der Touristik mit
Deutschland irgendetwas. Erkrankte dann auch an Krebs und berichtete mir noch
davon. Da ich eine Postkarte von ihm bei Ausräumen fand, kam mir seine Geschichte
in den Sinn. 

Auch in unsere Familiengeschichte gibt es viele Flüchtlingsgeschichten, unsere UrVorfahren
mussten nach dem 30 jährigen Krieg nach Deutschland umsiedeln.Waldenserer wurden in
Waldenser leben heute noch in Orten, die daran erinnern.

hier einige Photos, die Kenneth mir mal geschickt hat.
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Veröffentlicht von

afrikafrau

Afrika begeistert - viele Jahre in diversen Ländern, auf vorgelagerten Inseln unterwegs-

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